Tarot card reading – how helpful is it really?
6. June 2023Was Kartenlegen mit Therapie zu tun hat – Die Geschichte von Romina
15. July 2023Kürzlich habe ich zur Entspannung mal wieder einige alte Folgen von Grey’s Anatomy angeschaut. Dabei hat mich eine Szene zwischen Meredith Grey und Ihrem Therapeuten ganz besonders angesprochen:
Meredith Grey: Sie tragen immer noch Ihren Ehering. Ich verbringe Wochen in Ihrer Praxis und höre auf Ihren Rat. Sie sind ein größerer Chaot als ich.
Walter Carr: Wir lehren das am besten, was wir selbst am dringendsten lernen müssen.
Denn das passt sehr gut zu einer Frage, die viele Berater, Psychotherapeuten, wie auch Patienten oft beschäftigt: Wie perfekt muss ein Therapeut sein?
Kann ich mich von jemandem beraten lassen, der raucht wie ein Schlot und frisch geschieden ist?
Sollte ich mir anmaßen, jemanden therapieren zu wollen, wenn ich selbst Probleme mit meinem Kind und meiner Ehe habe?
Vor allem Anfänger im Bereich Beratung und Therapie machen sich oft Sorgen, ob sie auch wirklich in der Lage sind, jemanden zu beraten, wo sie doch in ihrem eigenen Leben noch so viele “Baustellen” haben (das betrifft übrigens viel häufiger Frauen, als Männer). Erst vor einigen Monaten habe ich mit einer Klientin gearbeitet, die ein äußerst einfühlsamer Mensch ist, eine großartige Ausbildung hat und ganz sicher vielen Menschen helfen kann. Doch sie zögerte sehr lange, absolvierte eine Weiterbildung nach der anderen und konnte dennoch den Mut nicht finden, sich endlich selbständig zu machen und Ihre Praxis zu eröffnen.
Und das ist unglaublich schade.
Denn natürlich ist es völlig richtig, dass man sich selbst sehr genau beobachten muss, wenn man im Bereich Therapie und Beratung arbeitet. Es ist zwingend notwendig, dass mein seine eigenen “Baustellen” kennt. Denn nur dann kann man verhindern, dass die eigenen Probleme sich negativ auf die Arbeit auswirken. Dass man vielleicht eigene Ängste, Frustrationen, Glaubenssätze oder Wünsche auf den Klienten überträgt. Und dabei möglicherweise die Bedürfnisse und Probleme des Klienten aus dem Blick verliert.
Man muss also natürlich über ein entsprechendes Maß an Selbstreflektion verfügen. Man muss wissen, wenn man selbst Probleme hat. Man muss darauf achten, inwieweit diese Themen einen Einfluss auf die Beratungsarbeit haben. Und sobald man feststellt, dass man Gefahr läuft, privates und berufliches zum Nachteil des Klienten zu vermischen - muss man die Notbremse ziehen. Doch selbst wenn man die Notbremse noch ziehen kann (also die Zusammenarbeit beendet), hat man meist dem Klienten schon geschadet. Denn dieser hat sich voller Vertrauen an einen gewendet, hat sich vielleicht geöffnet und Dinge über sich erzählt, die ihm schwergefallen sind. Wenn dann plötzlich der Therapeut sagt, er können nicht mehr mit dem Patienten arbeiten und müsse ihn an jemand anderen verweisen - dann kann sich das desaströs auf den Patienten auswirken. All die Arbeit umsonst. All die Überwindung, jemandem zu vertrauen und dann so etwas? Der eine oder andere Patient wird dann vielleicht aufgeben und sich keine Hilfe mehr suchen. Weil es ja “sowieso nichts nützt”.
Das darf nicht passieren.
Das mag sich selbstverständlich anhören, ist es jedoch leider nicht.
Aus eigener Erfahrung im Familienkreis gibt es sogar renommierte Psychotherapeuten, die nicht merken, wie sehr ihre eigenen Probleme ihr Urteilsvermögen trüben und ihren Umgang mit dem Patienten beeinflussen. Die Gründe hierfür reichen von Arroganz über Betriebsblindheit bis hin zu Gleichgültigkeit.
Dennoch darf man aus alldem nicht den falschen Schluss ziehen, dass man kein guter Therapeut oder Berater sein kann, wenn man eigene Probleme hat.
Denn die haben wir alle.
Es gibt niemanden, der ohne Schwierigkeiten, Probleme, Hindernisse und Rückschläge durchs Leben geht. Und wenn ich weiß, wie sich diese dunkle Tiefe einer Depression anfühlt; wenn ich das Gefühl lähmender Angst kennengelernt habe oder wenn ich diesen tiefen Schmerz von Trauer und Verlust in meinem eigenen Leben spüren musste; oder wenn ich einfach nur ein schrecklicher Chaot bin, der es nicht schafft, irgendwelche Termine einzuhalten - dann kann ich mich in meinen Klienten mit ähnlichen Problemen einfühlen. Dann kann ich nachvollziehen, wie es ihm geht und warum er tut, was er tut. Dann kann ich verstehen, warum er oder sie bisher aus eigener Kraft das Problem noch nicht überwinden konnte.
Und jeder der weiß, wie leicht es ist, die eigenen Probleme zu verdrängen, indem man der Versuchung nachgibt, sich selbst mit völlig ungeeigneten Mitteln “da durch zu helfen” (egal ob das Rauchen, Alkohol, TV-Sucht oder ein Putz- oder Sportzwang ist), wird mehr Verständnis für die entsprechenden Probleme bei seinen Patienten aufbringen können.
Und genau darum muss ein guter Therapeut oder Berater nicht perfekt sein.
Er muss sich aber der eigenen Fehler, Schwächen und Probleme bewusst sein.
Denn dann kann er dieses Wissen und das daraus folgende Verständnis zum Vorteil des Klienten einsetzen.
Genau wie Dr. Carr es in Grey’s Anatomy zu Meredith Grey gesagt hat:
Wir lehren das am besten, was wir am dringendsten lernen müssen
Recently I watched some old episodes of Grey’s Anatomy again to relax. One scene between Meredith Grey and her therapist particularly appealed to me:
Meredith Grey: You’re still wearing your wedding ring. I spend weeks in your office listening to your advice. You are a bigger slob than I am.
Walter Carr: We teach best what we most need to learn ourselves.
Because this fits very well with a question that often occupies many counselors, psychotherapists, as well as patients: How perfect does a therapist have to be?
Can I get advice from someone who smokes like a chimney and is newly divorced? Should I presume to want to treat someone when I myself have problems with my child and my marriage?
Especially beginners in the field of counseling and therapy often worry whether they are really capable of counseling someone, when they still have so many “construction sites” in their own lives (by the way, this affects women much more often than men). Just a few months ago I worked with a client who is an extremely empathetic person, has great training and can most certainly help many people. But she hesitated for a very long time, completed one continuing education course after another, and still could not find the courage to finally become self-employed and open your practice.And that is incredibly unfortunate.
Because, of course, it is absolutely true that you have to observe yourself very closely when you work in the field of therapy and counseling. It is imperative that mine knows its own “construction sites”. Because only then can you prevent your own problems from having a negative impact on your work. That you may be transferring your own fears, frustrations, beliefs, or desires to the client. And may lose sight of the client’s needs and problems.
So, of course, you have to have an appropriate amount of self-reflection. You have to know when you have problems yourself. You have to pay attention to the extent to which these issues have an influence on your consulting work. And as soon as you realize that you run the risk of mixing private and professional issues to the detriment of the client – you have to pull the emergency brake. But even if you can still pull the emergency brake (i.e. end the cooperation), you have usually already harmed the client. The client has turned to you with confidence, has perhaps opened up and told you things about himself that were difficult for him. If the therapist then suddenly says that he can no longer work with the patient and must refer him to someone else – then this can have a disastrous effect on the patient. All that work for nothing. All the effort to trust someone and then something like this? One or the other patient may then give up and stop seeking help. Because “it’s no use anyway”. That must not happen.
This may sound obvious, but unfortunately it is not.From my own family experience, there are even renowned psychotherapists who do not realize how much their own problems cloud their judgment and influence their approach to the patient. The reasons for this range from arrogance to operational blindness to indifference.
Nevertheless, one must not draw the wrong conclusion from all this that one cannot be a good therapist or counselor if one has problems of one’s own. Because we all have them.
There is no one who goes through life without difficulties, problems, obstacles and setbacks. And if I know what that dark depth of depression feels like; if I’ve known the feeling of crippling anxiety, or if I’ve had to feel that deep pain of grief and loss in my own life; or if I’m just a terrible slob who can’t seem to meet any deadlines – then I can empathize with my client with similar issues. Then I can understand how he feels and why he does what he does. Then I can understand why he or she has not yet been able to overcome the problem on his or her own.
And anyone who knows how easy it is to suppress one’s own problems by giving in to the temptation to “help oneself through” with completely inappropriate means (whether that is smoking, alcohol, TV addiction, or a cleaning or exercise compulsion) will be able to muster more understanding for the corresponding problems in their patients.
And that is exactly why a good therapist or consultant does not have to be perfect, but must be aware of his own mistakes, weaknesses and problems, because then he can use this knowledge and the resulting understanding to the advantage of the client.
Just like Dr. Carr said to Meredith Grey in Grey’s Anatomy: We teach best what we most need to learn
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